HUNGER, DÜRRE UND KRANKHEITEN - Weltklimarat warnt vor existenziellen Folgen des Klimawandels für die Menschheit

HUNGER, DÜRRE UND KRANKHEITEN

Weltklimarat warnt vor existenziellen Folgen des Klimawandels für die Menschheit

Ein Ver­feh­len des 1,5‑Grad-Ziels des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens hat nach Ein­schät­zung des Welt­kli­ma­ra­tes IPCC “irrever­si­ble Aus­wir­kun­gen auf Men­schen und öko­lo­gi­sche Sys­te­me”. Die Fol­gen: Risi­ko von Hit­ze­wel­len und ein Hun­ger­ri­si­ko für bis zu 80 Mil­lio­nen Menschen

Mehr Hit­ze­wel­len, mehr Hun­ger, über­schwemm­te Küs­ten­or­te, Arten­ster­ben – ein Ver­feh­len des 1,5‑Grad-Ziels des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens hat nach Ein­schät­zung des Welt­kli­ma­ra­tes IPCC “irrever­si­ble Aus­wir­kun­gen auf Men­schen und öko­lo­gi­sche Sys­te­me”. Im Ent­wurf zu einem umfas­sen­den IPCC-Bericht, wel­cher der Nach­rich­ten­agen­tur AFP vor­liegt, gehen die Exper­ten davon aus, dass eine Erd­er­wär­mung um zwei Grad 420 Mil­lio­nen Men­schen zusätz­lich dem Risi­ko von Hit­ze­wel­len aus­setzt.INTERVIEWNEUES BUCH “MENSCH, ERDE!“Eckart von Hirsch­hau­sen über Umwelt­schutz: “Wir müs­sen nicht das Kli­ma ret­ten, son­dern uns” 

Zudem sieht der Berichts­ent­wurf bis zum Jahr 2050 ein Hun­ger­ri­si­ko für acht bis 80 Mil­lio­nen Men­schen zusätz­lich. Das Aus­maß die­ses Risi­kos sei abhän­gig von der Ent­wick­lung bei den Treib­haus­gas­emis­sio­nen, heißt es in dem Ent­wurf weiter.Advertisement

Folgen des Klimawandels: Dürre, Hunger und Krankheiten

Der Zusam­men­bruch gan­zer Öko­sys­te­me, Was­ser- und Lebens­mit­tel­knapp­heit und Krank­hei­ten als Fol­gen der Erd­er­wär­mung wer­den dem Berichts­ent­wurf zufol­ge in den kom­men­den Jahr­zehn­ten immer schnel­ler zuneh­men – auch wenn es den Men­schen gelingt, ihren Treib­haus­gas­aus­stoß zu redu­zie­ren. Dabei sei der Mensch letzt­lich der größ­te Leid­tra­gen­de der von ihm selbst ver­ur­sach­ten Krise. 

“Das Leben auf der Erde kann sich von einem dras­ti­schen Kli­ma­um­schwung erho­len, indem es neue Arten her­vor­bringt und neue Öko­sys­te­me schafft”, heißt es in der 137-sei­ti­gen tech­ni­schen Zusam­men­fas­sung des Berichts­ent­wurfs. “Men­schen kön­nen das nicht.“https://compass.pressekompass.net/compasses/stern/unternimmt-der-staat-genug-fr-den-klimas-FiLs?adblocker=false&amp=false&amsVersion=&autlabel=Politik%2FUmwelt%2FKlimaschutz&autsp=false&campaign=&curl=https%3A%2F%2Fwww.stern.de%2Fpanorama%2Fwissen%2Fnatur%2Fklimawandel–weltklimarat-warnt-vor-existenziellen-folgen-fuer-die-menschheit-

Die Erde hat sich seit dem vor­in­dus­tri­el­len Zeit­al­ter bereits um 1,1 Grad erwärmt. Das Pari­ser Abkom­men soll die Erwär­mung auf deut­lich unter zwei Grad, mög­lichst aber 1,5 Grad beschrän­ken. https://app.mycountrytalks.org/survey/a9b15b44-8311–43a3-8ffd-46f2bf92c9f6?starting_question=659

Erwärmung um zwei Grad hat bereits schwerwiegende globale Folgen

Bereits für eine Erwär­mung um zwei Grad zeich­net der IPCC-Berichts­ent­wurf schwer­wie­gen­de glo­ba­le Fol­gen für Mensch und Natur. Der­zeit steu­ert die Erde aber sogar auf eine Erwär­mung um rund drei Grad zu.

Schon in den ver­gan­ge­nen 30 Jah­ren hat der Kli­ma­wan­del den Anga­ben zufol­ge einen glo­ba­len Ern­te­rück­gang um vier bis zehn Pro­zent ver­ur­sacht — in Afri­ka und Süd­ame­ri­ka ist der Rück­gang noch deut­li­cher. Auf die wei­te­ren bevor­ste­hen­den Ver­än­de­run­gen ist die Welt den IPCC-Exper­ten zufol­ge schlecht vorbereitet. 

“Das Schlimms­te kommt erst noch und wird das Leben unse­rer Kin­der und Enkel viel mehr betref­fen als unse­res”, heißt es in dem IPCC-Papier. Bis 2050 wer­den dem­nach bei einer Erd­er­wär­mung von 1,5 Grad rund 350 Mil­lio­nen Bewoh­ner von Bal­lungs­räu­men wegen schwe­rer Dür­ren unter Was­ser­man­gel lei­den. Bei einer Zwei-Grad-Erwär­mung wären es sogar 410 Mil­lio­nen Betroffene. 

Höhere Gefahr für Küstenstädte und arme Länder

Küs­ten­städ­te rück­ten an die “Front­li­nie” der Kli­ma­kri­se, weil sie immer häu­fi­ger von Stür­men getrof­fen wür­den, die wegen stei­gen­der Mee­res­spie­gel noch gefähr­li­cher sei­en. “Der der­zei­ti­ge Stand der Anpas­sung wird unan­ge­mes­sen sein, um künf­ti­gen Kli­ma­ri­si­ken zu begeg­nen”, heißt es in dem Berichtsentwurf. 

Beson­ders stark betrof­fen von den Kli­ma­fol­gen sind laut Welt­kli­ma­rat arme Län­der. Aber auch Euro­pa wer­de die Fol­gen zu spü­ren bekom­men: Die dor­ti­gen Schä­den durch Über­flu­tun­gen wür­den sich bis zum Ende des Jahr­hun­derts auch bei einem hohen Maß an Anpas­sungs­maß­nah­men deut­lich erhö­hen, pro­gnos­ti­zie­ren die Berichts­au­toren auf Grund­la­ge inter­na­tio­na­ler Studien.

Die Zahl der Men­schen in Euro­pa mit einem hohen kli­ma­be­ding­ten Ster­be­ri­si­ko wäre dem­nach bei einer Erd­er­wär­mung um drei Grad drei Mal so hoch wie bei 1,5 Grad, ins­be­son­de­re in Zen­tral- und Süd­eu­ro­pa. Außer­dem dürf­te Euro­pa dem IPCC zufol­ge mit mehr Hil­fe­su­chen­den aus Afri­ka und zuneh­mend mit von Mücken über­tra­ge­nen Krank­hei­ten wie Mala­ria, Den­gue oder Zika kon­fron­tiert sein.

Jeder “Bruchteil eines Grads Erwärmung” zählt

Dar­über hin­aus weist der Berichts­ent­wurf auf die Gefahr hin, dass soge­nann­te Kipp-Punk­te erreicht wer­den könn­ten, ab denen eine mas­si­ve Beschleu­ni­gung des Kli­ma­wan­dels nicht mehr auf­zu­hal­ten ist – etwa durch das Schmel­zen des Eis­schil­des in Grön­land und der Westantarktis. 

Den­noch beto­nen die Berichts­au­toren, dass jeder “Bruch­teil eines Grads Erwär­mung” zäh­le. Kli­ma­schutz­maß­nah­men zahl­ten sich ins­be­son­de­re in der zwei­ten Jahr­hun­dert­hälf­te aus und könn­ten die Mensch­heit vor dem Aus­ster­ben bewahren.

Nötig sei, dass Indi­vi­du­en, Gemein­den, Unter­neh­men und Regie­run­gen nun einem Kon­zept der “Kli­ma­ge­rech­tig­keit” folg­ten, mah­nen die Berichts­au­toren in ihrem Ent­wurf. “Wir müs­sen unse­re Lebens­wei­se und unse­ren Kon­sum neu definieren.”

Der Inter­go­vern­men­tal Panel on Cli­ma­te Chan­ge (IPCC) wer­tet für Ent­schei­dungs­trä­ger in aller Welt wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en zum Kli­ma­wan­del aus und for­mu­liert Schluss­fol­ge­run­gen als Hand­lungs­ori­en­tie­rung für sei­ne rund 195 Mit­glied­staa­ten. Bei dem rund 4000 Sei­ten star­ken Berichts­ent­wurf han­delt es sich um die vor­läu­fi­gen Ergeb­nis­se der IPCC-Arbeits­grup­pe II, wel­che die Fol­gen der Erd­er­wär­mung beleuchtet. 

Die End­fas­sung des Berichts, an dem mehr als 700 Fach­leu­te mit­ar­bei­ten, soll nicht vor Febru­ar ver­öf­fent­licht wer­den. Zuvor fin­det bereits im Okto­ber der UN-Bio­di­ver­si­täts­gip­fel und im Novem­ber die UN-Kli­ma­kon­fe­renz statt

.jek AFP

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